Prof. Dr. Constanze A. Petrow,
Landschaftsarchitektin, Professorin für Freiraumplanung und Gesellschaft,
Hochschule Geisenheim
Der Friedhof - Ein Spannungsfeld zwischen privat und öffentlich.
(Zusammenfassung) Constanze Petrow sieht den Wandel des Friedhofs als Chance und plädiert für die Stärkung dieses multi-funktionalen Ortes. Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat sie sich damit befasst, wie der Friedhof als Sozialraum funktioniert. Als Grundlage für neue Planungsansätze wurde das Alltagsgeschehen auf Friedhöfen untersucht und ausgewertet.
Zu den zentralen Erkenntnissen zählt das Spannungsverhältnis zwischen dem als Privatraum empfundenen Grab und dem umgebenden öffentlichen Raum. Der oft nahtlose Übergang ist vor allem für Trauernde schwierig, die sich einen geschützten, intimen Raum für ihre Emotionen und Handlungen am Grab wünschen. Verbesserungsbedarf gibt es auch beim Komfort. So fehlen zum Beispiel Sitzmöglichkeiten und Orte für eine informelle Begegnung. Aufgefallen ist des Weiteren, dass sich inzwischen die Multikulturalität der Gesellschaft auf den Friedhöfen widerspiegelt, zum Beispiel in Form neuer Bestattungsarten. Trotzdem dominieren christliche Symbole und ein christlich internalisiertes Verhalten sowie das Grab mit Grabstein. Um die angesprochenen Probleme zu lösen eignet sich laut Petrow, das Vokabular der Landschaftsarchitektur hervorragend. Drei Strategien werden vorgeschlagen: eine stärkere Zonierung, die Schaffung kommunikativer Aufenthaltsangebote, etwa mit beweglichem Mobiliar, und das Einfügen von Schwellenräumen. Letztere sollen zwischen den verschiedenen Raumtypen vermitteln, den Trauer- und Grabräumen einerseits und den öffentlichen Räumen andererseits.
Im Rahmen der Studie wurde für den Frankfurter Südfriedhof ein Gestaltungskatalog entwickelt, der auf andere Friedhöfe übertragbar ist. Grafiken veranschaulichen, dass die Aufenthaltsqualität des Friedhofs durch landschaftsarchitektonische Eingriffe deutlich gewinnen könnte – für alle Menschen, die sich dort aufhalten.