DOMENIK HEINEN: Ruheort als Resonanzraum

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M. Sc. Domenik Heinen

studierte im ersten Master Cognitive Science mit den Schwerpunkten „Philosophy for Cognitive Science“ und „Neuroscience“ an der Universität Osnabrück. Aktuell erweitert er sein interdisziplinäres Profil mit einem weiteren Masterstudiengang, Psychologie, an der Universität Trier. Inhaltlich interessiert er sich im Besonderen für die Themen Healing Architecture, Phänomenologie und Psychopathologien.

Die Bedeutung von Trauer- und Grabhandlungen werden durch das Phänomen der "Continuing Bonds" unterstrichen. (Zusammenfassung)

Der Verlust eines geliebten Menschen ist auch deshalb so schmerzhaft, weil er ohne einen Austausch, ohne Resonanz, mit dem Verstorbenen zu bewerkstelligen ist. Diese (fehlende) Resonanz ist der Ausgangspunkt für den Beitrag von Domenik Heinen. Wissenschaftlich fundiert geht er der Frage nach, wie ein Trauerprozess gestaltet sein müsste, der eine transformative Resonanz ermöglicht, und welche Rolle dabei der Fried-hof einnehmen kann. Resonanz entsteht nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen einer Person und Gegenständen. Außerdem gibt es resonante Erfahrungen im spirituellen und religiösen Bereich. Entlang dieser drei sogenannten Resonanzachsen wird der Trauerprozess untersucht und dargestellt, welche Möglichkeiten der Friedhof als Ruheort, als Raum für die Gemeinschaft der Trauernden und als Ort für Trauergaben und Rituale bietet.

Die Bedeutung von Trauer- und Grabhandlungen wird laut Heinen auch durch das Phänomen der „Continuing Bonds“ unterstrichen. Im Trauerkontext ist damit die innere Beziehung des Hinterbliebenen zur verstorbenen Person gemeint; sie kann sinn-, trost- und strukturspendend für den Trauernden sein. Für eine positive Wirkung sind allerdings die Rahmen-bedingungen entscheidend. Der Friedhof ist hierfür prädestiniert, nicht nur aufgrund der physischen Nähe zu den Verstorbenen. Er kann der Trauer wortwörtlich Raum geben und bei heilsamen Trauerprozessen unterstützen. Rituale spielen dabei eine besondere Rolle, denn sie können sämtliche Resonanzachsen miteinander in Einklang bringen und auch eine therapeutische Wirkung entfalten. Das Ermöglichen von Ritualen ist deshalb ein wesentlicher Aspekt, wenn Friedhöfe als Resonanzraum etabliert werden sollen; ein weiterer Baustein kann die multisensorische Gestaltung von Friedhöfen sein. Nicht vergessen werden sollte, dass Friedhöfe auch für die Lebenden Ruhe-Orte sind. Sie entschleunigen und widersetzen sich der alltäglichen Hektik. Dieses Potenzial kann essenziell für das Wohlergehen einer Gemeinde werden.

Der ausführliche Text ist Teil des Fachbuchs: Der Friedhof – das kommunale Erfolgsprojekt der Zukunft (2023)

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