Priv.-Doz. Dr. Thomas Schnelzer
Psychologischer Psychotherapeut; Privatdozent für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt; leitender Psychologe der psychologischen Beratungsstelle der Caritas in Neumarkt/Oberpfalz
Trauerhandlungen sind "Brückenorte" (Zusammenfassung)
Der Artikel des Diplompsychologen Thomas Schnelzer erklärt, warum ein Friedhof bzw. eine gekennzeichnete Grabstelle eine Art Präventionsprogramm für Trauernde sein kann.
Zunächst erläutert der Autor des Lehrbuchs „Trauerpsychologie“, warum der Tod eines geliebten Menschen nicht nur eine große psychische Belastung ist, sondern auch ein Risikofaktor für psychische Störungen ist. Demzufolge sei es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine gelungene Trauerarbeit zu ermöglichen. Hier setzt auch das Projekt „Friedhof neu denken“ an, das sich der Frage widmet, auf welche Weise Fried-höfe einen Beitrag zur Trauerbewältigung leisten können. Zwei in Auftrag gegebene Studien zeigten, dass anonyme Bestattungen, aber auch halbanonyme Grabstätten einer heilsamen Trauerarbeit im Wege stehen. Denn: Die Kennzeichnung des Beisetzungsortes und die Personifizierung des Verstorbenen sind dafür elementar notwendig. Trauerhandlungen am Grab scheinen vielen Menschen zu helfen, sie sind – psychologisch gesehen – „Brückenobjekte“, die eine Verbindung zum Verstorbenen schaffen.
Schnelzer schlägt in seinem Artikel auch einen Bogen zum Totengedenken im christlichen Sinn. An einer namentlich gekennzeichneten Grabstelle können auch religiöser Symbole abgelegt werden und religiöse Riten ausgeführt werden. Zudem hat der Bestattungsort für Christen eine sakrale Bedeutung: Er markiert die Grenze von Leben und Tod und wird so zum Eingangstor für die Begegnung mit dem Göttlichen und damit auch mit den Toten.
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wurden im Rahmen des Projektes „Friedhof neu denken“ innovative Konzepte zu Gestaltung von Friedhöfen entwickelt und in Süßen umgesetzt. Im Vordergrund stand dabei immer das psychische Wohl des trauernden Menschen.